Historische Grabsteine

Im Eingangsbereich des Friedhofs (alter Teil) rechts neben der Kapelle, direkt am Glockenturm, befindet sich eine Fläche, auf der Grabmale von Ahrensburger*innen, die eine besondere Bedeutung für die Stadt haben, gelegt wurden. Außerdem finden hier außergewöhnliche Grabmale, die aus kulturhistorischer Sicht aufbewahrt werden sollten, ihren Platz.


Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist Einweihung-2.jpg

Am 18. November 2020, am Buß- und Bettag, fand die Einweihung dieser Anlage statt.

Ursprünglich sollte an diesem Tag im Rahmen einer gemeinsamen Aktion mit dem Historischen Arbeitskreis Ahrensburg und der Evangelischen Jugend eine Zeitkapsel für 20 Jahre vergraben werden, mit Gedanken und Wünsche für die Zukunft. Aufgrund coronabedingter Einschränkungen wird diese Aktion im nächsten Jahr nachgeholt.

Zum Gelingen der Anlage haben neben den Mitarbeitern des Friedhofs der Historische Arbeitskreis Ahrensburg und die Firma Der Steinmetz Bentien mitgewirkt. Finanziell wurde die Aktion von der Sparkasse Holstein und von der Raiffeisenbank Südstormarn unterstützt. Von dieser großzügigen Spende konnte auch ein Gedenkstein für Kriegsopfer, deren Gräber sich in der unmittelbaren Nähe befinden, restauriert werden.

ggg

Grabsteine von folgenden Personen befinden sich dort:

ggg

Hans Ferdinand Ekstrand *27.12.1903 †05.03.1969
Henriette (Henny) Helene Marie Ekstrand geb. Stolz *10.10.1904 †30.30.1992

Der Hamburger Hans Ekstrand arbeitete bei der Volksfürsorge und wurde als SPD-Mitglied 1933 entlassen. 1928 heiratete er Henny Stolz aus Wilhelmshaven. 1943 wurde das Paar in Hamburg ausgebombt und lebte dann zwei Jahre in Thüringen, um 1945 nach Ahrensburg umzusiedeln.

Hans Ekstrand arbeitete von 1935 bis 1942 als Vertreter und war von 1942 bis 1945 im Krieg verpflichtet. Nach Kriegsende wurde er Gewerkschaftssekretär und später Versicherungsangestellter. 1947 – 1958 war er Vorsitzender des SPD-Kreisverbands. Bei der ersten Bundestagswahl 1949 kam er für den Wahlkreis 13 (Stormarn) in den Bundestag wo er in vielen Ausschüssen tätig war. Er kandidierte auch 1953 und 1961 jedoch erfolglos für den Bundestag. Er war Aufsichtsratsvorsitzender in der Wohnungsbaugenossenschaft Südstormarn, die mit der Neuen Lübecker fusionierte. Es gibt einen Erinnerungstafel an ihn in der Stormarnstraße. Seine Ehefrau Henny, die schon mit 17 in die SPD eintrat, war ab 1948 bis 1967 im Stadtparlament von Ahrensburg vertreten. Sie gründetet die Frauengruppe der SPD und kämpfte für die Einrichtung einer Altentagesstätte. Von 1950 – 1970 war sie die Geschäftsführerin der AWO in Ahrensburg.


Charlotte Anni Else Kuckuk geb. Wettstein. *08.05.1903 †04.10.1985

Charlotte Kuckuk wuchs in Süddeutschland auf, wo ihre Eltern ein Hotel führten. Nach einem Konkurs zog die Familie nach Hamburg. Charlotte ging als Solotänzerin nach München und arbeitet auch an Tournee-Theatern. Sie kam zurück nach Hamburg und wurde Ballettmeisterin an der Staatsoper.

Hier lernte sie ihren Mann den Dirigenten Dr. Ludwig August Kuckuk (*28.01.1894 †12.09.1960) kennen. 1928 verlor dieser seine Anstellung und war von 1938 – 1959 Organist der Schlosskirche in Ahrensburg. 1934 heiratete das Paar. Ihr Vater Johannes Heinrich Wettstein (*30.09.1871 †26.09.1945) unterstützte das Paar im Haushalt. Nach dem Tod ihres Mannes begann sie 1962 bis 1980 Ballettunterricht zu geben.

ggggg

Edgar Lamp´l *27.09.1903 †23.08.1970

Er war Verleger der „Rothenburgsorter Lokalzeitung“, die 1941 durch das NS-Regime eingestellt wurde. Seine Rotationsdruckerei fiel den Bomben zum Opfer. Edgar Lamp´l mit Frau und drei Töchtern lebten seit 1938 in Schmalenbeck. Er gründete 1949 die „Ahrensburger Zeitung“ es sollte eine kleine regionale Zeitung sein. Am 29.10.1949 erschien die erste Zeitung, die in Rahlstedt gedruckt wurde. Die Töchter und Ehefrau waren die ersten Mitarbeiter. 1951 übernahm die Tochter Ingrid die Lokalredaktion. 1970 verkaufte Edgar Lamp´l seine Zeitung an das Hamburger Abendblatt, seine Tochter, die inzwischen mit dem Box-Schwergewichtsmeister Albert Westphal verheirate war, blieb bis 1991 Redaktionsleiterin.

gggg

Gustav Marktscheffel * 11.03.1876 †10.04.1950
Rose-Maria Wilhelmine Emilie Else Wagner geb. Marktscheffel *13.04.1916 †03.05.1999

Gustav Marktscheffel war ein gelernter Elektriker aus Thüringen und gründete in Hannover eine Fabrik für elektrische Anlagen, die er aber wegen finanzieller Probleme wieder aufgab. Nach dem I. WK kam er mit seiner Frau nach Ahrensburg. Hier kaufte er vom Grafen Schimmelmann die Reste des Hotels „Stadt Hamburg“ am Alten Markt mit dem dazugehörigen großen Grundstück. Am 18.11.1919 eröffnete er im alten Ballsaal des Hotels das Lichtspielhaus Ahrensburg, das erste Kino im Ort.

1950 verstarb Gustav Marktscheffel, aber seine Tochter und Schwiegersohn Ernst und Rose-Maria Wagner führten das Geschäft weiter. Ernst Wagner kam 1956 bei einem Autounfall ums Leben.

Da die Besucherzahlen zurückgingen beschloss man nach dem Tod der Mutter Elise den Umbau. Es wurden Kegelbahnen eingebaut und 1964 auf den Namen „Zum goldenen Kegel“ getauft. Im gleichen Jahr stieg dann auch schon der Enkel Dieter mit ins Geschäft ein. 1982 wurde das Gebäude aufgestockt und es entstanden Hotelzimmer. Durch mehrere Umbauten wurde das Hotel stetig vergrößert und es entstand 1989 das Hotel am Schloss.

ggg

Hubert Mennicken * 01.09.1909 †18.07.2020

Hubert Mennicken wurde in Köln geboren und wuchs im Saarland bei den Großeltern auf, da seine Mutter nach der Geburt verstarb. Er kam als Schüler nach Hamburg zu seinem wiederverheirateten Vater und besuchte bis 1925 die Schule. Anschließend fuhr er zur See. 1928 blieb er in Chile bis ihn 1936 das Heimweh nach Deutschland zurücktrieb. Er fand als kaufmännischer Angestellter Arbeit in Berlin und er meldete sich freiwillig im II. WK zur Marine und wurde 1940 eingezogen. 1945 kam aus britischer Gefangenschaft nach Bargteheide. In Mollhagen fand er seine Familie wieder, hier gründete er 1946 den SPD-Ortsverein und die dortige AWO. Er fand Arbeit beim Arbeitsamt erst in Bad Oldesloe und ab 1951 in Ahrensburg, wohin die Familie dann auch übersiedelte. Ab 1955 war er Stadtverordneter, 1959 – 1974 Stadtrat und Geschäftsführer der Ahrensburger SPD-Fraktion.

ggg

Hugo Rath [Dr. med.] *22.02.1876 †01.10.1940

Veronika Rath geb. Tillmann *1883 †27.08.1938

Dorothea [Dorle] Erdmuthe Veronika Rath *10.03.1921 †09.07.1989

Hugo Rath stammt aus Leipzig. Nach seinem Medizinstudium arbeitete er in einem Sanatorium in Schierke im Harz. Später arbeitet er als Sanatoriumsarzt in Königstein im Taunus, wo er seine Frau kennenlernte.

Veronika Rath geb. Tillmann war die Tochter eines Hamburger Privatbankiers der sich um 1910 in Ahrensburg in der Straße Voßberg niederließ. 1908 heiratete Veronika Tillmann einen Münchner Kaufmann, der nach kurzer Ehe verstarb. Sie kam mit ihrem Sohn nach Hamburg zurück. Durch ein Kindermädchen erkrankten sie, ihre Mutter und ihr Sohn an Diphterie. Die Mutter und ihr Sohn verstarben an der Krankheit und Veronika kam zur Genesung in das oben genannte Sanatorium im Taunus.

Kurz vor dem I. WK heiratete sie Hugo Rath und während des Krieges lebte sie mit Schwester und Schwägerin im Haus ihres Vaters. Hugo Rath war als Freiwilliger Stabsarzt in Frankreich. Nach der Rückkehr aus dem Krieg 1918 machte sich Dr. Rath in der Manhagener Allee selbstständig. 1919 wurde der Sohn Ulrich und 1921 die Tochter Dorle geboren. 1921 ließ er dann das Haus in der Waldstraße Nr. 8 das „Ambulatorium“ bauen. Das Ehepaar Rath war in Ahrensburg sozial sehr engagiert. Sie halfen armen Ahrensburger und sorgten dafür, dass sie gesunde Nahrung bekamen. Das geschah sozusagen auf Verordnung durch Dr. Rath und seine Frau bezahlte dann in den entsprechenden Ahrensburger Geschäften für die Armen.

Da Veronika Rath jüdischer Abstammung war zog sie sich nach 1933 aus der Öffentlichkeit zurück und ihr Mann bekam auch Schwierigkeiten. Nach einem Patientenbesuch im Jahr 1935 wurde Dr. Rath denunziert. Veronika Rath wollte ihren Mann und die den Kindern keine Probleme durch ihre Abstammung mache und schied 1938 aus dem Leben. Dr. Hugo Rath verstarb zwei Jahre später.

Die Tochter Dorle besuchte das Lyzeum in Wandsbek und machte anschließend eine Ausbildung zur Krankengymnastin und medizinischer Bademeisterin in Berlin. Einen Abschluss durfte sie wegen ihrer jüdischen Mutter während der NS-Zeit nicht machen. Damit konnte sie auch nach dem Tod ihres Vaters 1940 das Ambulatorium nicht übernehmen, durfte dort aber arbeiten. Nach Kriegsende konnte sie die Leitung dann übernehmen. Sie war sehr musikalisch, spielte Cello und Klavier und nahm Gesangsunterricht. In der Nachkriegszeit wurde sie entdeckt und begann Musikalische Laufbahn beim Rundfunk. Sie besang ca. 20-30 Schallplatten und spielte in mehreren Filmen mit. Anfang der 1980 Jahre gab Sie das Ambulatorium auf und ließ an der Stelle ein Mehrfamilienhaus erbauen, in dem sie anschließend auch wohnte.

Vor dem Haus Waldstraße Nr. 8 erinnern heute Stolperstein an die Familie Rath und nach Veronika Rath ist eine Straße in Ahrensburgs Süden benannt.

ggg

Johannes Gottlieb Richter * 05.09.1813 in Ragow Kreis Kalan †15.08.1909 Ahrensburg

Pastor zu Neuenkirchen auf Rügen.

ggg

ggg

ggg

ggg

Marga(retha) Emilie Wilhelmine Urbscheit geb. Kreibohm *15.09.1907 †12.11.1994

Sie wurde als Tochter von August Rudolf Kreibohm und Frieda Margaretha Elisabeth Mosehuus in Ahrensburg geboren. Ihre Mutter verstarb schon mit 21 Jahren ein halbes Jahr nach Margas Geburt. Marga War in erster Ehe mit einem Oberstleutnant Franzke verheiratet. Sie hielt sich 1943 in Warschau auf uns war am 19.04 zu einem Geburtstag im Getto bei einer befreundeten jüdischen Familie eingeladen. Wegen eines Unfalls wollte sie bei den Freunden übernachten. In dieser Nacht brach der Aufstand im Getto aus und sie war zwei Wochen im Getto gefangen. Erst durch Telefonate mit Freunden außerhalb des Gettos gelang es ihr zurückzukehren. Nach dem II WK war sie in Berlin, hier heiratete sie Alfred Urbscheit der einen Stahlgroßhandel an mehreren Standorten in Deutschland betrieb. In den 1950er Jahren war sie Mitgesellschafterin eines Kinos in Berlin.

In Ahrensburg zurück, stiftete Sie die Gedenkstätte am Jüdischen Friedhof in Ahrensburg und die neue Platte mit der Inschrift über die Eingangstür zur Schlosskirche.

nach oben