Ein Ort der Ruhe wird sie von den Besuchern genannte – die Begegnungsstätte auf dem Friedhof Ahrensburg. Das moderne, freundlich wirkende Gebäude mit großen Glasfassaden wurde im Jahr 2000 errichtet. Es dient als Ort, um sich vor oder nach einer Trauerfeier zu sammeln, um nach der Grabpflege mit anderen Menschen ins Gespräch zu kommen, um bei schlechtem Wetter Zuflucht zu finden, um sich bei einer Tasse Kaffee zu erholen oder sich bei einem kühlem Getränk zu erfrischen, um ein Taxi zu bestellen oder um einfach unter Menschen zu sein.
„Egal ob es regnet, schneit oder die Sonne scheint – hier ist es immer schön.“, sagt ein Besucher. Einige kommen jeden Tag und besuchen ihre verstorbenen Angehörigen. Der Friedhof ist für sie auch der Ort, an dem sie Bekannte und Freunde treffen, Menschen, die sie in der Begegnungsstätte kennen gelernt haben, mit denen sie reden können, ihre Trauer teilen Es sei einfacher, aufeinander zuzugehen, man spüre so eine Art Gleichklang. Die gemeinsame Trauer verbindet wie ein unsichtbares Band. Die Menschen kommen auf dem Friedhof automatisch ins Gespräch, von vielen anderen wird man nach einer gewissen Zeit nicht mehr verstanden. So wird der Friedhof Ahrensburg zu einem Ort, an dem an dem man sich verstanden fühlt – ein Stück Zuhause.
Jeden zweiten Sonnabend im Monat findet in der Friedhofskapelle eine Andacht statt und anschließend treffen sich die Besucher der Andacht in der Begegnungsstätte und trinken gemeinsam Kaffee. Eine feste Einrichtung, auf die man sich freut. Zusammen mit ehrenamtlichen Helfern werden die Tische hergerichtet, Kaffee und Kuchen gereicht und man unterhält sich wie eine große Familie. Die Helfer sind ein eingespieltes Team. Auch sie haben sich in der Begegnungsstätte kennengelernt und duzen sich mittlerweile. Für Außenstehende sei der Friedhof nur ein Friedhof, aber für sie ist er ein Teil des Lebens. Man kennt sich, grüßt sich freundlich und kommt schnell ins Plaudern.
Schaut man aus dem hellen Glasgebäude auf den Friedhof, so wirkt alles sehr bunt, prächtige Blumen zieren die Gräber, der Wind rauscht in den Laubbäumen, Vögel zwitschern um die Wette, aber ein Paradies ist es trotzdem nicht.
„Können Sie sich vorstellen, 53 Jahre lang mit einem Menschen verheiratet zu sein und ihn dann zu verlieren?“ fragt einer der Stammgäste und gibt im nächsten Moment die Antwort. „Das ist schwer, sehr schwer.“ Aber man könne ja nicht nur trauern, sich nicht nur zu Hause verstecken. „Ich habe gelernt, mit der Trauer umzugehen, wieder auf Menschen zuzugehen, sich anderen anzuschließen, zu leben.“
Für eine der freiwilligen HelferInnen und ihre Tochter ist der Besuch auf dem Friedhof ebenfalls fest im Tagesablauf verankert. „Ich brauch das. Ich muss mich vergewissern, dass bei meinem Mann alles in Ordnung ist“. Sie wurde von einer Friedhofsmitarbeiterin angesprochen, ob sie nicht Lust hätte, sich einzubringen. „Dafür bin ich ihr bis heute dankbar“, sagt sie. Auch mit den Menschen in der Begegnungsstätte hat sie Kontakt geknüpft. „Wir besuchen die Andachten und treffen uns hinterher. Da weiß jeder etwas zu erzählen.“ Schön sei das. Ein paar Stunden, in denen alle ihre Sorgen für einen kurzen Augenblick vergessen können.
Der Friedhof Ahrensburg, dort wo sich all diese Menschen ihren verstorbenen Angehörigen näher fühlen, um sie trauern. Der Friedhof ist für sie ein Ort der Begegnungen, an dem sie neue Freundschaften geschlossen haben, mit Menschen, für die der Friedhof zu einem Stück Zuhause geworden ist.